Tatsächlich ist die Geschichte nicht mal "so kurz erzählt", da muss ich schon ein bisschen ausholen ;)

Ich habe 2007 mein Abitur in Eislingen gemacht und weil ich damals überhaupt keine Ahnung hatte, was aus mir werden sollte, habe ich mich dazu entschlossen, für ein Jahr in der Gastronomie zu jobben. Parallel begann ich, mit meiner Freundin Lena einen kleinen Businessplan für eine Milch- und Smoothiebar in Göppingen zu entwerfen. Ich wette, diese Bar wäre suuuupergut gelaufen, denn damals waren Smoothies noch sehr unbekannt in Deutschland. Ein kleiner Seitenhieb an mein Lenchen, denn sie entschied sich dann doch noch den vernünftigeren Weg zu gehen und zu studieren ;-) Alleine habe ich mich nicht getraut, dieses Projekt auf die Beine zu stellen und so entschied ich mich 2008 für eine Ausbildung bei der Kreissparkasse Göppingen. Ich habe noch die lieb gemeinten Worte meines Papas im Kopf "Ach Schatz, geh doch zur Bank, da lernst du was fürs Leben." Er hatte Recht! Ich bereue diesen Schritt keineswegs. Nicht lange nach Ausbildungende musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich noch nicht endgültig angekommen war. Um erfüllter zu leben, musste noch etwas anderes her. Zu kündigen war eine sehr schwierige Entscheidung, die ich ein ganzes Jahr lang vor mir herschub.

Meine Schwester und beide Elternteile sind/waren LehrerInnen und weil ich schon als Kind gerne Schule spielte und die Vorteile, die ein Lehrerjob so mit sich bringt, im direkten Umfeld erfahren durfte, entschied ich mich nach langem Hin und Her noch für ein Lehramtsstudium an der Universität Hohenheim in den Fächern BWL und Sport. Ihr merkt, auch das war keine Entscheidung, die aus meinem Bauch, aus meinem tiefsten Innern kam, sondern eine Entscheidung, die eben "Hand und Fuß" hatte. Mit diesem Beruf assoziierte ich Beständigkeit und Sicherheit.

Bevor ich weiter erzähle, muss ich wohl erwähnen, dass ich mich zu dieser Zeit in einer seeehr ausgeprägten Selbstfindungsphase befand - Sibbi musste damals so einiges mit mir durchmachen ;) Ich begann bspw. Gelnägel zu modellieren, um damit Geld zu verdienen, ich hatte vor, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen und ein großes Studio zu eröffnen, dazu häkelte im Akkord, um mit diesen hübschen Accessoires vielleicht irgendwann einmal auf Kunsthandwerkermärkte zu gehen. Du siehst... Bei all diesen Tätigkeiten war es mir wichig, damit auch Geld zu verdienen. Ich muss selber schmunzeln, wenn ich an "diese Sarah" denke... Aber all das gehörte aus heutiger Sicht einfach mit dazu.

Zurück zur Entscheidung, Lehramt zu studieren. Nach den fünf Jahren Lehramtsstudium begann ich 2017 mit meinem Referendariat an der Kaufmännischen Schule in Geislingen. Ich mochte die Arbeit mit den SchülerInnen und mir fiel auch die Unterrichtsvorbereitung nicht schwer, sodass ich während meines Referendariats meine eigene Schmuckmarke CHRISTY ANNA gründen konnte. Witzig ist, das dieser Impuls dieses Mal nicht von mir kam (im Vergleich zur Sache mit den Gelnägeln- oder der Yogaausbildung), sondern von außen: Vier sehr gute Freundinnen haben sich in eine Kette, die ich damals selbst gemacht habe, verliebt und fragten mich, ob ich ihnen auch eine machen würde. Sie bezahlten mir dafür das Material und freuten sich einfach riesig! Ich wollte dafür eigentlich gar kein Geld annehmen, aber sie bearbeiteten mich einfach so lange, bis wir einen Deal hatten. So hatte ich meine ersten 50€ zusammen und verwendete diese, um weiteres Schmuckzubehör einzukaufen. Ein paar Einkäufe später veranstaltete ich meinen ersten Schmuckabend, der so gut lief, dass ich dieses Zeichen einfach nicht weiter ignorieren konnte und begann, das, was ich zu diesem Zeitpunkt aus reiner Herzenssache machte, weiter auszubauen. Ich hatte/habe solch eine Freude daran, Schmuck zu entwerfen! 2018 verbrachte ich dann, zusammen mit meinem Papa, 32 Tage auf Kunsthandwerkermärkten - also fast jedes Wochenende waren wir gemeinsam on Tour ;) Auf diese Weise baute ich mir schnell meine erste kleine Stammkundschaft auf. 

An der Schule prophezeiten mir meine Kollegen bereits während meines Referendariats "Irgendwann wirst du sowieso nur noch Schmuck machen". Für mich war absolut klar, dass sie Unrecht hatten ;-) Heute bin ich schlauer... Ich wurde nach einem Jahr auf Lebenszeit verbeamtet und war zufrieden mit meiner Berufswahl.

Es war mein Körper, der mir dann 2019 mit immensem Nachdruck signalisierte, dass etwas nicht ganz stimmig war. Ich litt wie aus dem Nichts unter einer extremen Autoimmunerkrankung, die sehr ernst zu nehmen war, da sie unter Umständen lebensbedrohlich werden konnte. Ich wurde, weil ich zudem mit meiner Tochter Sia schwanger war, was das Risiko nicht geringer machte, auf unbestimmte Zeit aus dem Schuldienst gezogen. 

Und ja... Gott sei Dank ist genau das passiert! Denn mit ausreichend Abstand und einer objektiveren Sicht konnte ich feststellen, dass es nicht "Ich" bin, die vor den Klassen steht. Vielmehr spielte ich dort eine Art Rolle. Ich passte mich an gesellschaftliche Erwartungen an und lies mich durch meine Vernunft (fehl)leiten. Ich war zum ersten Mal an dem Punkt, mir einzugestehen, dass ich einfach - mit allem was ich mitgebracht habe - anders bin und auch anders sein darf. Weil ich noch keine weiteren, konkreten Pläne hatte, was ich tun sollte, verlängerte ich meine Elternzeit, um mehr Klarheit zu bekommen. Ich hatte schon die leise Ahnung, dass mir das Universum hier etwas sehr Wichtiges vermitteln wollte.

Wie es der "Zufall" so möchte - ich glaube nicht an Zufälle - sah ich bei einem Spaziergang mit Sia, dass ein Schuhladen in Eislingen Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe hatte. Wie in einen Bann gezogen, ging ich ohne nachzudenken in diesen Laden. Ich stellte mich in die Mitte und mir wurde mit einem Mal klar, dass ich mich hier selbst verwirklichen möchte. Wenn nicht jetzt und hier, dann nie! Ich hatte Gänsehaut und wusste es einfach. Dieses Ding wird meins werden! Ich stand dort und die Ideen sprudelten in mir hoch. Dieses Mal fühlte es sich aber anders an, realer und konkreter. Ich arbeitete in den letzten 10 Jahren parallel zu allem anderen schon an so vielen Geschäftsideen im Bereich Gastronomie - am intensivsten an meinem Frühstückscafé "The Early Bird", jedoch fehlte mir jedes Mal der Mut, mich selbstständig zu machen. In jedem Urlaub, mit dem Blick aufs weite Meer, bohrte ich in mir und wollte ganz genau wissen, was es ist, das mich wirklich erfüllt. Ich erinnere mich an die vielen Gespräche mit Sibbi, bis er mich ein Mal in Portugal plötzlich fragte: "Ja Schatz, überleg mal, was würdest du denn am allerliebsten machen?" Und da kam es einfach so aus mir raus: "Einen schönen Ort für Frauen schaffen." Damals hatte ich noch absolut keine Ahnung, dass ich irgendwann einmal die Gelegenheit dafür haben werde.

Dieser Laden veränderte alles! Ich bin Sibbi so dankbar, er hörte sich meine Vision an, die sich plötzlich in meinem inneren Auge, verbildlichte und konkretisierte und sagte daraufhin einfach nur: "Ja, dann probiers!" Es war/ist so ein schönes Gefühl, dass er einfach von Anfang an hinter meiner Entscheidung stand.

Also kämpfte ich nun darum, die Ladenfläche zu bekommen, denn es gab einige andere Mitbewerber. Wir sprechen hier ja von der Top (top top) Lage in Eislingen! ;) Ich ließ mich als Lehrerin beurlauben und stürzte mich voll und ganz in meinen Traum! Von da an gingen unfassbar viele Türen auf. Noch bevor ich wusste, dass meine Beurlaubung genehmigt werden würde, unterschrieb ich den Kaufvertrag, bat um eine Baugenehmigung (damit wir einen Gastrobereich einfügen durften) und führte Gespräche mit dem Baurechtsamt, dem Ordnungsamt und natürlich dem Gewerbeamt. Alles fügte sich plötzlich, ich brauchte keinen Mut mehr zu haben und ich WUSSTE einfach, dass ich das Richtige machte! Zusammen mit meinen Eltern, meinem Onkel und meiner Tante, renovierten wir innerhalb von drei Monaten das komplette Geschoss. Sie waren täglich vor Ort, "lebten" quasi auf der Baustelle und unterstützen Sibbi und mich einfach unglaublich! Auf mentaler Ebene waren es meine engsten Freundinnen, allen voran mein Schwesterherz Lisa, die von Beginn an meine Euphorie und Freude teilte und mich und meine Idee einfach komplett. Mit ihr konnte ich über alles reden, ohne verrückt gehalten zu werden ;-) Ohne die Hilfe meiner Familie wäre unser Store vermutlich heute noch eine Baustelle... Ich war wie beflügelt und voller Vetrauen, dass alles gut werden wird!

Im Juli 2022 eröffneten wir dann meinen CHRISTY ANNA CONCEPT STORE. Die Genehmigung zu meiner Beurlaubung als Beamtin trudelte ein, Sibbi wurde Eigentümer, ich Minijobberin, unsere Backsteffi war von Anfang an voller ansteckendem Enthusiasmus mit an Bord, dazu noch Regine, und nun - drei Jahre später - sehe ich alles noch klarer. Ich befand mich seit meinem Abitur auf meiner kleinen, persönlichen Schatzsuche. Alle beruflichen Stationen, Visionen und Ideen waren nötig und wichtig, um genau hier anzukommen, bei meinem Schatz, meinem Herzensprojekt und meinem zweiten Zuhause :)

Um die Geschichte vollständig zu erzählen... Eislingen hat uns mit so offenen Armen empfangen! Ihr habt uns von Anfang an so toll angenommen und uns unterstützt! Wir sind mittlerweile ein 10-köpfiges Team, haben alle Hände voll zu tun und das alles Dank euch!! Ich habe mit gutem, sogar befreiendem Gefühl im Februar 2025 meinen Beamtenstatus vollständig aufgegeben und seither keinen einzigen Tag bereut. Wenn man ein Mal im Leben genau das gemacht hat, wofür man brennt, macht man einfach keinen Schritt mehr zurück in die Vergangenheit - auch wenn diese notwendig und richtig war. Ich bin unendlich dankbar für mein Leben, meine Liebsten und meine Intuition.

Das Wertvollste ist das, was tief in dir verborgen liegt, zu erforschen, es anzunehmen und deine Wege danach auszurichten. Den Rest erledigt der Kosmos :)

Ich freue mich auf noch viele tolle, inspirierende Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen in meinem Store, der hoffentlich auch für dich ein schöner Ort ist!

Deine Sarah

 

 

Sarah Hafner